Seit einiger Zeit wird der Ruf immer lauter, Ware lokal zu kaufen. Dabei geht es oft um die Stärkung der regionalen Wirtschaft, um die Qualität der Produkte und ganz besonders um den Umweltschutz. Kurze Transportwege bedeuten weniger Emissionen, so die Rechnung. Wir von Dinger’s haben schon auf regionale Partner gesetzt, als darüber noch gar nicht diskutiert wurde. Es lohnt sich in jeder Beziehung – mit Ausnahmen.
Nehmen wir einmal die Weihnachtsbäume, die jetzt wieder frisch zu uns kommen: In diesem Jahr beziehen wir sie ausschließlich aus dem Sauerland und der Voreifel. Das ist von Köln nicht weit entfernt. Aber ist das allein schon ein Garant für Umweltschutz und gute Ware? Schließlich gibt es dort Produzenten, die ganze Berge erst mit Monokulturen überziehen und dann komplett abholzen.
Wir dagegen lassen unsere Bäume ausschließlich von kleinen und mittleren Feldern kommen. Jedes Jahr binden wir sie selbst aus und können uns davon überzeugen, dass der Anbau ökologisch verträglich ist. Trotzdem sind es keine Bio-Bäume. Diese dürften niemals behandelt werden. Die meisten unserer Produzenten spritzen zwar durchaus selten, einer sogar überhaupt nicht. Der Grund liegt aber woanders: Bio-Bäume müssen isoliert transportiert werden, damit sie keine Partikel von Behandlungsmitteln einfangen. Solche Transporte wären sehr aufwändig und kostenintensiv.
Kleinere Felder, mehr Platz, kaum noch Chemie
Übrigens haben unsere Lieferanten interessante Strategien entwickelt, um Schädlinge fernzuhalten. Meist pflanzen sie die Bäume mit relativ großem Abstand zueinander. Das macht sie gesünder – und es ist Platz für einen Durchgang mit der Motorsense. Denn das Unkraut zwischen den Bäumchen muss ja trotzdem weg. Es wächst in nur einem Monat mannshoch!
Auch für die Qualität verbürgen wir uns. Nordmanntannen werden nach dem Absägen ein bis zwei Tage liegen gelassen, das kräftigt die Nadeln. Dabei werden die Bäume feucht gehalten, erst dann eingenetzt und verschickt. Das macht oft den entscheidenden Unterschied. Im extrem trockenen Herbst 2015 bekamen wir einige Exemplare herein, die wir zurückgehen lassen mussten, weil sie bereits Nadeln verloren. Daraufhin haben wir einen Teil unserer Produzenten gewechselt.
Gewächshäuser mit Desinfektions-Schleusen
Unsere beliebten Weihnachtssterne beziehen wir aus Gärtnereien direkt um die Ecke, die sich teils mit Fairtrade einen Namen gemacht haben. Denn die Stecklinge kommen nach wie vor aus tropischen Ländern. In Deutschland werden sie über zehn Wochen herangezüchtet – und das kann man so oder so machen. Unser Geschäftspartner sorgt mit einem geschlossenen System dafür, dass kaum je ein Weihnachtsstern mit Pflanzenschutzmittel in Kontakt kommt. Die Mitarbeiter gehen durch Desinfektionsschleusen, damit keine Schädlinge zu den Pflanzen geraten, und tragen Schutzkleidung. Peinlichste Sauberkeit ist Pflicht. Eingetragene Wollläuse würden schon reichen, um die Ernte zu gefährden. Bei kleineren Befällen arbeitet man mit Nützlingen, zum Beispiel Raubmilben. Man nennt dieses Konzept ein gesteuertes Gewächshaus.
Im Ergebnis sind auch dies keine Bio-Sterne, aber sie kommen nah heran. Noch etwas: Die so gezüchteten Weihnachtssterne sind nur gering giftig. Vorsichtig muss man dennoch immer sein.
Neue Sorten brauchen Vertrauen
Noch interessanter ist bei unserer Zusammenarbeit, dass man gemeinsam experimentieren und Besonderheiten auf den Markt bringen kann. Deshalb gibt es bei uns auch die Princettia, den einzigen Weihnachtsstern, der herbstliche Außentemperaturen bis hinunter auf zwei Grad Celsius verträgt. Man kann sie auf den Balkon stellen oder ins Zimmer hineinnehmen. Diese auffällige, knallpinke Variante ist unfassbar robust und bei unseren Kunden äußerst beliebt, gerade weil sie keine Supermarktware ist. Woanders als bei uns kann man sie lange suchen.
Bei den klassischen Sorten ist dagegen Vorsicht geboten: Wer seinen Weihnachtsstern von einem Rollwagen nimmt, der draußen vor der Tür eines Discounters steht, zahlt vielleicht nur zwei Euro dafür, hat aber in der Regel nach drei Tagen ein Gewächs im Zimmer, das alle Blätter traurig hängen lässt. Kälteschäden durch Unvorsichtigkeit sind die häufigsten Ärgernisse bei diesen empfindlichen Blumen. Man sollte die roten Sorten bei diesen Temperaturen nicht einmal im Auto lassen.
Diesen Sommer hatten wir auch mit der Sun Patiens großen Erfolg: Dieses speziell gezüchtete, starkfarbige Lieschen verträgt Sonne und Trockenheit – wir konnten uns vor Nachfrage kaum retten. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit lokalen Gärtnereien macht es möglich – wir pflegen unsere Kontakte teils schon seit drei Generationen! Das ist für uns wirkliche Nachhaltigkeit.
Regionale Qualität geht immer vor
Manchmal aber suchen wir bei unseren Einkäufen doch die ferneren Gefilde – und zwar vor allem bei den mediterranen Pflanzen. Zitruspflanzen und Kräuter beziehen wir direkt aus den Gebieten, in denen sie heimisch sind, meistens aus Italien. Dort gibt es die klimatischen Bedingungen und das Know-How, das wir voraussetzen, damit wir exzellente Ware beziehen können. Und die Einkaufs-Konkurrenz ist groß: Die Familienbetriebe, bei denen wir Zitronen-, Orangen- und Limettenbäume beziehen, erhalten auch viele Anfragen aus anderen Ländern. Deshalb pflegen wir unsere Beziehungen. Das kann kein Discounter: Dort landen die Pflanzen aus den Massenbetrieben.
Natürlich könnten wir uns auch hier auf Betriebe aus der Nähe verlassen. Aber der Aufwand wäre hoch: Man müsste die Pflanzen beleuchten, beheizen und im Innern lassen. Auf Sizilien wachsen sie im Freiland heran und haben schon ihren vollen Geschmack, wenn sie bei uns ankommen. Wir können nicht sagen, welche Alternative unterm Strich für das Klima besser ist, aber hier geht Qualität in jedem Fall vor. Der klimatische Fußabdruck ist für Pflanzenkäufer durchaus ein Kriterium, aber eher ein kaufbestätigendes und nicht wichtiger als Qualität, Duft, Aussehen und Geschmack.
Auch die mediterranen Pflanzen werden übrigens nach ökologischen Gesichtspunkten gezogen. Und auch hier deklarieren wir das nicht als Bio-Ware, weil wir – wie bei den Weihnachtsbäumen – keine lückenlose Transportkontrolle durchführen. Trotzdem kann man unsere Kräuter und Zitrusfrüchte ohne Bedenken essen. Und dafür tun wir das ja: Wer hat schon Lust auf Limetten, Basilikum oder Zitronenverbene, die man nur angucken darf?
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