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Herbstlaub – Das große Finale der Natur

10. Oktober 2018

Erster Teil unseres Herbstspaziergangs – Das Herbstlaub

Kommen Sie mit uns auf einen Herbstspaziergang? Es lohnt sich: Noch einmal sehen Sie, was die Natur uns schenkt. Feuerrote oder gelbe Blätter, üppiger Beerenbehang, Früchte, Blüten, Gräser, Rinde – Es ist, als setze ein großes Sommerorchester zu einem finalen Akkord an. Der goldene Oktober in diesem Jahr lässt uns die Schönheit in aller epischen Breite erleben. Sie brauchen nur ein wenig durch den Garten zu schlendern, durch die Parks zu flanieren – oder bei uns in der Baumschule das schöne Herbstlaub zu bestaunen.

Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade –
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.

Bunte Farben in Hülle und Fülle

Bunt wird es, wenn sich ein optimales herbstliches Gleichgewicht zwischen Tageslänge und Nachttemperatur einstellt. Grünes Chlorophyll welches das gelbe Carotinoid und das rote Anthocyan im Sommer überdeckt, wird abgebaut, weil die Blätter ihren Abkopplungsprozess beginnen. Der Restzucker im Blatt begünstigt die Bildung weiterer Anthocyane, das Blatt wird leuchtend rot. Der Zuckerahorn in Nordamerika ist dafür berühmt; wenn er sich verfärbt, spricht man vom „Indian Summer“. Gelbe Carotinoide sind dagegen gleichmäßig in den Blättern enthalten. Die brillantesten Farben treten auf, wenn eine Folge warmer und sonniger Tage von klaren, kühlen, aber frostfreien Nächten begleitet wird. Auch die Bodenfeuchte spielt eine wichtige Rolle – und der bisherige Jahresverlauf.

Während der Zucker nun mit dem Saft in die Wurzeln zurückgezogen wird, spielt sich im Laub ein prächtiges Schauspiel ab. Mögen Sie kräftige Rottöne? Dann haben Sie sich möglicherweise einen Fächerahorn angeschafft – eine sichere Bank, denn der zierliche Baum färbt sich zuverlässig jedes Jahr rot ein. Aber auch Eisenholzbäume (Parrotia persica) und Blüten-Hartriegel (Cornus florida) werden im Herbst tiefrot, ebenso Korkleistenbäume, die außerdem sehr dekorative Rinden aufweisen. Ein schönes Rot weisen auch Traubenheiden auf.

Dort nimm das tiefe gelb – das weiche grau
Von birken und von buchs – der wind ist lau –
Die späten rosen welkten noch nicht ganz –
Erlese, küsse sie und flicht den kranz.

Birken gibt es neben der Naturform auch in verschiedenen Zierformen. Die kleinen, recht zarten Blätter bleiben lange am Baum und färben sich dann gelb bis bronzefarben. Die schwarz-weiße Rinde steht in einem reizvollen Kontrast zum Herbstlaub. Das vielleicht strahlendste Gelb bilden Gingko-Bäume aus. Sie findet man häufig als Straßenbäume oder in Parks; aufgrund ihrer Größe sind sie in Gärten seltener. Ein schönes gelb mit Brauntönen bilden auch Tulpenbäume und Hainbuchen aus. Wer sich nicht so recht entscheiden kann, wählt Gehölze, die beides ausprägen. Die Zaubernuss tendiert dabei eher zu gelb, der Amberbaum zu rot, Judasbaum und Perückenstrauch zu beidem. Häufig lassen sich auch alle Farben auf einmal an einem (noch halb grünen) Blatt bewundern, wenn die Farben sich vom Blattrand aus in die Mitte vorarbeiten.

Ein Tipp für Herbstfans ist der Essigbaum. Er leuchtet nacheinander in grün, gelb und rot –dazu stehen die dunkelroten oder braunen, fein behaarten Hirschkolben aufrecht auf den Ästen. Am schönsten ist die Variante „Tiger Eyes“: ein Fest für die Augen! Essigbäume verfärben sich schon früh, weswegen sie meist die ersten Herbstakzente setzen. Übrigens geben auch viele Obstgehölze schönes Herbstlaub ab – und zwar nicht nur Kirsche oder Pflaume, sondern auch Zier- und Wildformen. Dazu gehören etwa die Felsenbirne, die Zierkirsche oder sogar Heidelbeeren, deren rote Blätter gut mit den blauen Früchten harmonieren. Gemeinsam mit verschiedenen Nachblüten kann sich ein beeindruckend buntes Gesamtbild aufbauen.

Der Herbstspaziergang geht bald weiter. Freuen Sie sich auf den zweiten Teil – und besuchen Sie unsere Baumschule, wo Sie nahezu alle erwähnten Pflanzen selbst bestaunen können.

Vergiss auch diese letzten astern nicht –
Den purpur um die ranken wilder reben
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.

(Alle Gedichtzeilen aus: Stefan George, Komm in den totgesagten Park)

Hier geht es zu Teil 2

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