Gärten machen vielen Menschen Freude – manche basteln, manche bauen an, manche gestalten, manche liegen einfach gerne im Gras. Und dann gibt es noch die Romantiker, die sich mit Blüten umgeben; je mehr, desto lieber. Romantisch veranlagte Menschen haben viel für Farbe und Duft übrig und mit einiger Sicherheit einen Flieder im Garten stehen. Seine weißen, lila- oder purpurfarbenen Blüten können wie keine andere Pflanze ganze Gärten und Nachbarschaften in betörenden Duft tauchen. Im April und Mai ist die Hochzeit des Flieders. Die Blüte mag kurz sein, aber sie beeindruckt in jeder Hinsicht.
Eigentlich heißt er ja Gemeiner Flieder – mit botanischem Namen Syringa vulgaris. Aber wir Gärtner kennen ihn genauso unter dem gängigen Namen Edelflieder – denn die Bäume und Sträucher, die in unseren Gärten stehen, sind in der Regel in einem langen Prozess aus verschiedenen Wildformen herausgezüchtet worden.
Insbesondere russische Züchter haben viel dafür getan, dass wir heute so viele verschiedene Sorten genießen dürfen. Vor allem der „doppelte Flieder“ hat es vielen angetan, denn die gefüllten Blüten schaffen eine große Kompaktheit der Blütenstände und lassen die Farben besonders kräftig leuchten.
Komplexer Duft und reiche Farbpalette
Die Züchtungen sind vielfältig. Bei uns steht derzeit eine Auswahl, die wir nach Farbgesichtspunkten, aber auch hinsichtlich der verschiedenen Düfte optimiert haben. Ganz weiß blüht die ’Mme. Lemoine’, purpur dagegen der ’Charles Jolly’. ’Katharine Havemeyer’ beeindruckt mit kobaltlila, ’Michel Buchner’ ist zweifarbig lila und weiß. Und der ’Prince Wolkonsky’ wirkt mit seinem dunkelpurpur besonders edel und ungewöhnlich, ähnlich wie die Züchtung ’Andenken an Ludwig Späth’.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Flieders reicht vom Balkan bis nach Japan ganz im Osten Asiens – und auch heute noch erfreuen uns 20 bis 30 Arten dieses edlen Gehölzes mit ihren natürlichen Erscheinungsformen und Düften. Man kann sie zu Hecken zusammenstellen oder solitär wirken lassen. In seinen Heimatländern galt der Flieder als Liebesbote – kein Wunder, denn so charakteristisch wie er sind sonst fast nur noch Rosen. Schon früh fand er Eingang in die Ziergärten der Herrenhäuser, womit auch seine lange Zuchtkarriere begann. Hier wurde nicht nur an ihrem Wuchs und der Schönheit der Blüten gearbeitet, sondern auch am Duft: Ähnlich wie bei Rosen begleiten viele Nuancen das traditionelle Fliederaroma, so dass es mittlerweile sogar Duftpyramiden gibt, die die Komplexität ihrer Anklänge beschreiben helfen.
Der Flieder liebt das Kölner Klima – und die Böden
Einen oder mehrere Flieder im Garten stehen zu haben, ist eine reine Freude. Sie wachsen meist drei bis vier Meter hoch, sind in der Pflege anspruchslos und wachsen nahezu auf allen Böden – nur extrem sandige Böden gefährden in trockenen Jahren den Wassernachschub. Aber die gibt es zumindest im Rheinland eher selten. Das Stadtklima in Köln ist der wärmeliebenden Pflanze sehr zuträglich. Was ein Flieder allerdings braucht, ist ein sonniger Standort. Dann bildet er an jedem seiner Äste eine oder mehrere regelmäßig geformte Rispen aus, die etwa zwei Wochen in voller Blüte stehen.
Man kann den Flieder steuern. Die ersten vier bis fünf Jahre braucht er zum Wachstum, erst dann erscheinen die Blüten – dafür bleiben sie auch auf sehr altem Holz lange schön und ergiebig. Schneidet man sie danach regelmäßig ab, befördert man die Blühneigung, schneidet man dagegen radikaler und entfernt die Knospen mit, wächst der Baum dort neu in die Höhe, trägt aber erst wieder im übernächsten Jahr. Beliebt ist seit einiger Zeit die Stämmchenform, denn sie sorgt dafür, dass sich der Flieder erst weiter oben verzweigt und so in den niedrigeren Wuchszonen mehr Licht und Platz macht.
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Die dankbare Natur des Flieders, die üppige Blüte und der betörende Duft, der sich überall schnell verbreitet, wo er steht, machen ihn zu einem idealen Besatz für viele Gärten, so dass er sich bei allen Gartenliebhabern großer Beliebtheit freut. Die jüngere Generation hat eine weitere Fliederart für sich entdeckt: den niedrig wachsenden Zwergflieder (Syringa meyeri), der meist nicht mehr als einen Meter hoch wird. Er trägt ähnliche Farben, wirkt dabei buschiger und blüht zur selben Zeit. Übrigens gibt es zwar auch den Sommerflieder (auch Schmetterlingsbaum genannt), der aber hat botanisch mit dem Flieder nichts zu tun.
Wir haben unseren Flieder direkt im Eingangsbereich der Baumschule positioniert – dort begrüßen Sie in diesen Tagen frische, duftende und einladende Pflanzen, die richtig Lust auf den Frühling machen. Denn Flieder muss man einfach sehen und vor allem riechen, um ihn mit allen Sinnen und dem ganzen Gefühl frischer neuer Liebe zu erfassen.
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