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Lust auf Schatten? Dann ist der Farn Ihr Freund

4. Juli 2019

An heiße Sommer werden wir uns in Köln wohl langsam gewöhnen müssen – auch dieses Jahr sind die Temperaturen wieder sehr zeitig im Jahr nach oben geschossen und schon im Juni stöhnen wir unter der ersten Hitzewelle. Da wird es viele freuen, eine schattige Nordloggia oder ein kühles Gärtchen in Hinterhoflage nutzen zu können. Eigentlich sind das recht schwierige Lagen, um sich gärtnerisch zu verwirklichen. Aber es gibt Begleiter, auf die Sie sich verlassen können: Farne. Die nämlich lieben nicht nur feucht-kühles Ambiente, sondern erfreuen auch das Auge mit üppigem Grün. Bei uns in der Baumschule haben wir nun ein richtiges kleines Biotop geschaffen, in dem sich die schönsten Vertreter dieser interessanten Pflanzengruppe präsentieren. Hier finden Hitzegeplagte eine meditative Oase mit lauschiger Atmosphäre und ein wenig wie ein Abenteurer fühlt man sich inmitten unseres Tropenaufbaus auch. 

Sie sind erdgeschichtlich uralt und zugleich enorm vielfältig: 12.000 Arten lassen sich als Farn bezeichnen und in der Systematik belegen sie gleich vier verschiedene Klassen, von denen allein die Echten Farne 11.000 Arten ausmachen. Die allermeisten von ihnen sind in den immerfeuchten Tropen zuhause, aber allein in Mitteleuropa findet man über 100 Arten, die auf die hierzulande eher frostigen Winter eingestellt sind. Wir Gärtner unterscheiden die heimischen Arten in immergrün (verlieren nie das Laub), wintergrün (verlieren wenig Laub) und laubabwerfende oder laubeinziehende Farne, von denen zum Beispiel der Straußenfarn eine beliebte, aber in Deutschland selten vorkommende Art ist.

Ideal für Hinterhofgärten und Wetterseiten

Farne kennt man hauptsächlich von feuchten Auenwäldern, wo sie im Schatten der Bäume ein Leben im Unterholz führen. Genau das ist ihr Milieu: Nicht zu trocken, nicht zu warm und am liebsten mit einem ausreichenden Nährstoffangebot liebt es die Pflanze. Durchlässigen Boden besiedeln sie nur bei reichlich Niederschlag und in exponierten Sonnenlagen wird man sie wohl lange vergeblich suchen. Oft halten sich Pilzsucher an farnbestandene Ecken, um nach Pfifferlingen oder Steinpilzen zu fahnden, denn sie sind exzellente Feuchtigkeitsanzeiger. In städtischer Umgebung bevorzugen sie die feuchtkühlen Wetterseiten der Gebäude, also meist die Nord- und Westlagen – aber fühlen sich auch in Höfen und innenliegende Gärten wohl.

Lange waren Farne wenig beachtet; sie galten als Unkraut oder bestenfalls Lückenfüller für Beete, in denen sonst nur wenig wuchs. Zugleich aber hatten sie schon immer ihre Fans, denn sie verleihen ihrem Standort eine leicht geheimnisvolle Atmosphäre aus leuchtendem Grün, das von den Wedeln, die die Blätter bilden, häufig in verschiedenen Schattierungen wiedergegeben wird. Diese Blattform wird häufig als besonders schön empfunden, vor allem, weil die Fächerung noch durch eine leichte Welligkeit der Blätter unterstützt wird. Farnbestände können dadurch einen großen optischen Reiz ausmachen. Ein wenig fühlt man sich an die Wirkung von Zimmerpflanzen erinnert – vielleicht erklärt das ihre gegenwärtige Beliebtheit, denn auch diese erleben derzeit eine Renaissance.

Erstaunliche Vielfalt in Farngärten

Farne sind keine Blühpflanzen, sondern älter als diese. Sie bildeten zu Zeiten noch vor den Dinosauriern, als es auf der Erde heiß und feucht war, riesige Wälder, durch die gigantische Libellen flogen (die heutige Steinkohle ist übrigens aus solchen Wäldern entstanden). Die höchsten Farne waren den heutigen Bäumen nicht unähnlich – einige Baumfarnarten gibt es noch heute. Sie haben teils einen richtigen, verholzten Stamm und existieren in feuchten, frostfreien Gebieten der Erde. In unserer Farnlandschaft haben wir einige besonders stattliche Vertreter der Art Dicksonia antarctica aufgebaut. Sie kommen aus Tasmanien und faszinieren den Betrachter allein schon aufgrund ihrer Größe, bei denen man an kleine Palmen denkt. Sie vertragen kaum Frost, daher brauchen sie im Winter einen hellen, geschützten Standort. Eine Besonderheit ist, dass sie Wasser über ihren Stamm aufnehmen, daher sollte man immer über den Stamm gießen.

Aber es gibt auch heimische, frostsichere Baumfarne, allen voran den Königsfarn (Osmunda regalis), der immerhin bis über einen Meter hoch wird, allerdings kaum verholzt. Wer sich dazu entschließt, einen Garten mit Farn zu verschönern, hat erstaunliche Möglichkeiten, denn die verschiedenen Arten lassen sich geradezu etagenförmig anlegen. Wer einen Steingarten oder eine Trockenmauer anlegt, freut sich sicher auch über den Mauerfarn, der in den Ritzen der nicht verfugten Mauern wächst und dadurch einen aparten optischen Reiz setzt.

Mit Farnen gibt es keine Problemgärten mehr

Wenn Farne immer in feuchtem Ambiente bleiben, sind sie recht anspruchslos in der Pflege. Verreisen Sie im Sommer, sollten Sie die Pflanzen vor Austrocknung schützen, zum Beispiel indem Sie Falllaub am Fuß anhäufeln. Übrigens: Kleine runde Höcker auf der Blattunterseite sind kein Anzeichen für Schädlinge oder Krankheiten, sondern Sporen. Farne vermehren sich so – oder indem sie unterirdisch wandern und Ableger bilden.

Insgesamt sind Farne eine tolle Option für alle, die so genannte Problemgärten haben. Mit ihnen bekommt man triste Ecken, in denen sonst unansehnliche Algen das einzige Grün beisteuern, in lebendige kleine Feuchtbiotope verwandelt. Sie können das ganze Jahr über ein saftig-vitales Ambiente vor dem Parterrefenster abgeben und den Ausblick beträchtlich verbessern. Und an heißen Tagen wie derzeit haben Sie wunderbare Schicksalsgenossen, mit denen zusammen Sie die angenehme Kühle genießen können.

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