Es ist eine phoenix canariensis, eine kanarische Dattelpalme, die seit über 25 Jahren bei uns im Café steht. Ein Prachtexemplar, das eigentlich aus Bad Pyrmont kommt, wo sie im Jahr 1909 ausgesät wurde. Das ist jetzt 110 Jahre her. Damals war Deutschland noch ein Kaiserreich. In „Cöln“, wie man es damals schrieb, wurde die Hohenzollernbrücke gebaut und erstmals landete dort ein Zeppelin. Die Palme führte bis kurz nach der Wiedervereinigung, ein geregeltes Leben im Kurpark.
Im Sommer stand sie draußen und im Winter wurde sie in ein eigenes Überwinterungshaus gebracht.
Bis sie zu groß für ihr Haus wurde, dauerte es nämlich immerhin bis 1993, da war sie schon stattliche 10 Meter hoch und sechseinhalb Tonnen schwer. Nun brauchte sie ein neues Zuhause, denn Dattelpalmen gehören zwar schon zu den frostverträglicheren Sorten, aber den mitteleuropäischen Winter vertragen sie nicht. Es kam, von Kunden vermittelt, zum Kontakt mit der Kurverwaltung und kurz darauf war der Beschluss gefasst: Die stolze Palme bekam einen neuen Standort bei uns im Palmencafé, das zu diesem Zeitpunkt seit gerade einmal einem Jahr fertiggestellt war.
Das Café war gerade fertig, da kam die Palme
Zur Einweihung des Cafés 1992 waren eine Menge Gäste gekommen, denn so etwas wie hier gab es damals in keinem Gartencenter Deutschlands: eine riesige, zentrale Fläche mitten im Verkaufsraum mit subtropischem Urlaubsgefühl und dem schon damals beliebten Café. An der Stirnwand der Wasserfall aus Naturstein, der heute noch eine unvergleichliche Atmosphäre und ein angenehmes Raumklima verbreitet. Und natürlich Palmen. Hier standen einige mittelgroße Palmen, die wir direkt aus Florida hatten kommen lassen – übrigens noch ein Glücksfall, denn die Gärtnerei wurde wenige Tage nach dem Abtransport unserer Palmen von einem Hurrikan heimgesucht.
Der damalige Oberstadtdirektor Kurt Rossa hatte zur Einweihung des Palmencafés eine launige Rede gehalten, mit einer augenzwinkernden Information.
„Der Herr Direktor Moll vom Botanischen Garten, der hätte dieses Palmenhaus gern auf seinem Gelände, aber die Stadt kann sich das nicht mehr leisten.“
Die Nachricht aus Bad Pyrmont kam daher einerseits wie gerufen, denn ein solch stattliches Exemplar hätten wir niemals woanders her bekommen und es passte ganz wunderbar unter die Glaskuppel. Andererseits waren wir gerade erst eingerichtet. Sollten wir schon wieder richtig Geld in die Hand nehmen und alles noch einmal umbauen? Wir überlegten nur kurz. Eine solche Gelegenheit konnten wir einfach nicht verstreichen lassen.
Aus Dankbarkeit schickten wir im Austausch für die Dattelpalme ein besonders schönes Exemplar aus unserem Bestand nach Bad Pyrmont.
Die Palme wurzelt direkt im Boden
Die Palme kam auf einem Tieflader und war in einen mannshohen Kübel gepflanzt, denn Palmen wurzeln tief. Sie einfach aufzustellen, wie sie war, wäre für die Optik nicht günstig gewesen, denn so musste man oft den Hals recken, um die Ansicht zu genießen. Also beschlossen wir, sie direkt in der Erde wurzeln zu lassen. Wir gruben ihn auf halber Höhe des Kübels in den Boden ein. Seitdem kann die Palme ihrem Wurzelwachstum freien Lauf lassen. Auch an Höhe und Kronenbreite hat sie nochmals zugelegt. Zwar kann sie nicht mehr nach draußen, aber 85 Jahre sommerlichen Außenaufenthalt haben ihr schon zuvor einen kräftigen Stamm gegeben. Sie wird hoffentlich auch die nächsten Jahrzehnte ein außergewöhnlicher Blickfang sein.
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