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Was ist eigentlich aus den Weihnachtsbäumen im Topf geworden?

1. März 2021

Maria Lichtmess, der 2. Februar, ist längst vorbei und die Weihnachtszeit damit nach der offiziellen Liturgie endgültig zu Ende. Auch die Weihnachtsbäume sind seit geraumer Zeit von den Straßen gesammelt. Aber halt: War da nicht etwas? Richtig: Wo sind eigentlich die Bäume im Topf geblieben, die 2020 Rekordverkäufe hatten, begleitet von einer Debatte über ökologischen Nutzwert und ethische Verantwortung den Bäumen gegenüber? Einen davon haben wir im Kölner Grüngürtel entdeckt, und er hat uns nachdenklich gemacht.

Normalerweise verschwinden Weihnachtsbäume um das Dreikönigsfest vollständig aus unserem Gedächtnis und schleichen sich erst im Spätherbst wieder ins Bewusstsein zurück. Wir freuen uns aufs Fest, denken an die Auswahl des Weihnachtsbaums – und manchen von uns kommen dann die eigenen Gedanken wie ein Déjà-Vu vor: Hatten wir nicht schon letztes Jahr darüber diskutiert, ob wir nicht diesmal einen Baum im Topf besorgen? Schließlich muss man doch Bäume nicht unbedingt fällen!

Verdorrt im Dauerregen

Das sind Gedanken, die nicht nur Kinder haben und auch nicht nur buddhistische Mönche. Wir Deutschen lieben Bäume, wir werden beim Anblick von Baumstümpfen traurig und es gibt gerade in den Städten immer mehr von uns, die den Gedanken nicht mögen, nur für ein paar Tage Weihnachten einen schönen Baum abzuholzen. Also greifen wir zu Bäumen in Containern, befördern sie ins Wohnzimmer, schmücken sie irgendwann ab und – tja, was dann? 

Wir haben genau zu Maria Lichtmess einen Fund am Aachener Weiher gemacht, der uns dieses Thema noch einmal bewusst gemacht hat: Ein etwa 60 Zentimeter hohes Bäumchen, nahezu verdorrt im winterlichen Dauerregen, stand dort einsam auf einer Wiese, heimlich eingegraben und ausgiebig als Hundeurinal benutzt. Die Besitzer hatten wohl ein großes Herz, aber einen kleinen Garten. Denn wer hat schon den Platz, jedes Jahr eine weitere Tanne hinters eigene Haus zu setzen?

Wenn, dann muss der Baum im Topf wachsen

Dieser Baum sagt uns viel, so, wie er da steht. Über die Bedürfnisse von uns Städtern, geschicktes Marketing, hohe Erwartungen, Mogelpackungen und ein Umweltbewusstsein, das am Gefühl ansetzt statt an der Vernunft. Aber der Reihe nach.

  • Erstens: Dieser Weihnachtsbaum hat wahrscheinlich nicht viel gekostet. Es gibt sehr viele Produzenten, die zwei Wochen vor dem Verkauf Bäume einfach aus der Erde reißen und in Töpfe setzen. Die Bäume sind nicht geschult – um sie überhaupt in die engen Töpfe zu bekommen, werden die Wurzeln schwerstens verletzt. Man fällt den Baum praktisch unterirdisch, indem man die Wurzeln im Radius von 30 Zentimetern um den Baum herum kappt. Er kann somit kein Wasser aufnehmen, nicht einmal in rekordfeuchten Wintern wie diesem.
  • Zweitens: Ein Einpflanzen von Bäumen im Januar ist ohnehin die schlechteste Zeit. Sie wachsen gar nicht an. In diesem Januar hatten wir große Temperaturunterschiede, gleich zweimal lag Schnee selbst in der Stadt, mehrmals fror es. Ein Baum, der wochenlang trocken, dunkel und warm in der Wohnung gestanden hat, kommt damit nicht klar. Wer seinen Weihnachtsbaum wirklich liebt, wartet bis zum Frühjahr.
  • Drittens: Wer Bäume in öffentliche Parks eingräbt, weiß eigentlich, dass sie keine Chance haben, denn sie werden schnell entfernt. Mehr noch – es ist sogar eine Ordnungswidrigkeit, das zu tun, denn Weihnachtsbäume gelten als Grünabfall. Es gibt eigentlich nur einen Grund, das zu tun: urbane Romantik. Vielleicht war es ein junges Paar, das in einer nächtlichen Aktion ein schönes gemeinsames Erlebnis hatte.
  • Viertens: Die Besitzer wollten mit einiger Wahrscheinlichkeit daran glauben, dass ein Weihnachten mit Baum möglich ist, ohne den Baum zu töten. Das geht tatsächlich, aber dann muss man recht viel Geld in die Hand nehmen. Es gibt nämlich Bäume, die im Topf gewachsen sind. Die haben keine Wurzelschäden, sondern werden praktisch als Topfpflanze herangezüchtet und sind daher vergleichsweise teuer für ihre geringe Größe. Wem das zu wenig hermacht, der muss Abstriche machen: an der Festpracht oder am Traum von der Nachhaltigkeit.

Wir konsumieren Natur – mit schlechtem Gewissen 

Der senkrecht entsorgte Baum am Aachener Weiher, der bald verschwunden sein wird, teilt sein Schicksal mit denen seiner Kollegen, die wir mitsamt Topf am Straßenrand abgestellt gesehen haben. Kaum jemand gräbt Topfweihnachtsbäume wirklich ein – und wenn doch, dann geht der Baum meist trotzdem schnell den Weg alles Irdischen. Wir Städter haben ein kompliziertes Verhältnis zur Natur. Wir konsumieren sie gern, aber entwickeln dabei ein schlechtes Gewissen. Deshalb neigen wir dazu, uns unser Verhalten schönzureden. Letztes Jahr war sogar verbreitet von Mietweihnachtsbäumen die Rede! 

Bei der Miete wird das Geschäftemachen mit dem schlechten Gewissen auf die Spitze getrieben: Bäume werden deutlich teurer angeboten als zum Kaufpreis, einzeln zugestellt und wieder abgeholt – bei einem Gesamtgewicht von bis zu 40 Kilo pro Container mit Baum sicherlich keine nachhaltige Sache. Dafür ist das Marketing häufig besonders sentimental: „Auch dein Weihnachtsbaum wünscht sich ein Leben nach dem Fest“, heißt es da zum Beispiel. Baumfreunde malen sich dieses Restleben lieber nicht aus.  

4 Tipps für einen entspannten Umgang mit Bäumen

Das Jahr ist noch lang und Weihnachten wieder weit weg. Aber der nächste Advent kommt bestimmt, und wenn Sie dann wieder vor der Frage stehen, welcher Baum der beste ist, dann haben wir ein paar Möglichkeiten für Sie:

  1. Wir haben kleine Topf-Weihnachtsbäume, die im Container speziell auf die Adventszeit kultiviert werden. Es handelt sich um Rotfichten-Züchtungen, die Sie danach im Garten auspflanzen können – sie werden auch im Freiland nicht größer als zwei Meter.
  2. Zuckerhut-Fichten sollten dagegen im Topf bleiben. Als Zierpflanzen, vertragen sie keine Zimmerwärme, aber sehen draußen sehr schön aus. Schieben Sie sie vor Ihr Wohnzimmerfenster und schmücken Sie sie festlich, gerne auch als Zweitbaum.
  3. Nehmen Sie einfach einen frisch geschlagenen Baum aus unserem Angebot. Unsere Lieferanten kommen aus der Region und bauen in der Regel schonend an. Der ausrangierte Baum gibt geschreddert übrigens guten Mulch für Ihren Rhododendron ab.
  4. Künstliche Weihnachtsbäume finden ebenfalls immer mehr Freunde und sind äußerst langlebig, dazu praktisch, leicht, platzsparend und naturnah gestaltet.

Übrigens: das Eingraben von Topfbäumen im Winter ist weniger nachhaltig, als man glaubt, denn im Winter braucht ein Garten vor allem Ruhe. Vielleicht schläft ja ein Igel in Ihrem Laubhaufen.

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