Allgemein

Sonntags bei Dinger’s – warum geht das?

24. Mai 2024
Luftaufnahme von Dinger’s Gartencenter Köln.

Es gibt zwei Perioden im Jahr, an denen Dinger’s für seine Kunden auch sonntags offen hat. Die eine – von März bis Mai – ist gerade zu Ende gegangen. Die andere – von Oktober bis Dezember – erfüllt viele Kundinnen und Kunden schon jetzt mit Vorfreude. Es sind die beiden Haupt-Pflanzzeiten im Jahr. Aber warum dürfen wir das überhaupt? Und warum haben wir umgekehrt nicht durchgehend sonntags auf? Die Antwort ist ein bisschen kompliziert, aber interessant. Es spielen unter anderem der Kaiser, die Schwiegermütter und die Kühlung eine Rolle.

Die älteren unter uns kennen vielleicht noch einen beliebten Witz aus dem letzten Jahrhundert: „Warum müssen Studenten um sechs aufstehen? – Weil um halb sieben der Aldi zumacht.“ Heute zieht der Witz nicht mehr, denn er kommt aus der Zeit, als es in Deutschland ein Ladenschlussgesetz gab. Um 18:30 Uhr war in der Woche der Verkauf beendet, am Samstag schon mittags. Ab 1958 gab es den „langen Samstag“, ab 1989 auch den „langen Donnerstag“ als Ausnahmen, zu denen sich die Geschäfte füllten. 2006 wurde das Bundesgesetz abgeschafft und die Länder übernahmen die Regie. Seitdem ist für uns das Ladenöffnungsgesetz NRW (LÖG NRW) maßgeblich: die Abende und die Samstage sind seitdem grundsätzlich verkaufsoffen, die Sonntage nicht.

Ein Blumenstrauß zum Kaffee am Sonntag – eine alte deutsche Tradition

Nun gibt es nur selten Gesetze ohne Ausnahmen. Und diese kommen, wie ursprünglich das ganze Ladenschlussgesetz, noch aus der Kaiserzeit. Zum einen galt der Sonntag als heilig – man ging meist vormittags zur Messe und widmete sich danach der Erholung. Häufig besuchte man Verwandte oder die angeheiratete Familie – und es ziemte sich, eine Aufmerksamkeit für die Dame des Hauses mitzubringen. Schwiegermütter freuten sich sehr über einen Blumenstrauß, bevor es an die Kaffeetafel ging. Und da man Schnittblumen damals nicht kühl lagern konnte, mussten sie frisch sein. Also war es wichtig, sonntags Blumen kaufen zu können.

Zum anderen hatten sich die Arbeitnehmer bereits erste Rechte erkämpft. Die Sonntagsruhe war auch ein gesellschaftlicher Fortschritt: Man musste nicht mehr am Band stehen oder am Schreibtisch sitzen, sondern hatte einen Tag in der Woche zum Ausruhen. Dass die Läden ab 1919 sonntags geschlossen blieben, diente auch dem Schutz des Verkaufspersonals. Man war außerdem der Meinung, dass Arbeit nicht Bestandteil der Erholung war: Aus diesem Grund dürfen bis heute keine Arbeitsgeräte verkauft werden.

Der Grund für Sonntagsöffnung war ursprünglich verderbliche Ware

In NRW sind einige verkaufsoffene Sonntage im Jahr möglich. Außerdem dürfen drei Arten von Geschäften ganzjährig sonntags öffnen: Blumenläden, Hofläden und Bäckereien. Dies wurde mit der Absicht geregelt, sowohl den Bedürfnissen der Verbraucher entgegenzukommen als auch die Rechte der Arbeitnehmer zu wahren. Die Ausnahmen sind aber viel älter als das Gesetz: Brot, Gebäck, landwirtschaftliche Produkte und Blumen haben alle gemeinsam, dass sie leicht verderbliche Ware sind.

Moderne Kühlung zog erst ab den Sechziger Jahren in den Handel ein. Allein deshalb musste verderbliche Ware früher tagesfrisch gekauft werden – und damit auch sonntags. Mit der Zeit entwickelte sich das Sonntagssortiment weiter: Neben Schnittblumen waren auch Pflanzen im Topf beliebt geworden. Nun waren Töpfe damals teuer – sie gab es nicht einfach dazu, sondern die Pflanzen wurden nur im Erdballen angeboten. Weil das bei der Schwiegermutter nicht gerade Eindruck gemacht hätte, gab es bald auch Töpfe, Erde und Dünger zu kaufen. Diese Waren galten als Geschenkartikel. Wenn Sie heute sonntags durch die Baumschule streifen, dürfen Sie also das meiste kaufen, ebenso in der Zimmerpflanzenabteilung. Dagegen ist es uns nicht erlaubt, Rasenmäher oder Gartenmöbel zu verkaufen – das könnten zwar auch Geschenke sein, es sind aber keine Geschenkartikel.

Erde ja, Mulch nein – das hat historische Gründe

Manchmal führt das zu kuriosen Situationen: Sie dürfen einen Sack Pflanzerde kaufen, aber nicht den Sack Rindenmulch, der daneben steht. Ein Übertopf ist okay, aber eine Schaufel zum Erde einfüllen nicht. „Typisch Deutschland“, denken da so manche, aber die Regelung lässt sich am besten aus der Geschichte heraus verstehen: Man sollte eben sonntags nichts kaufen, was zur Arbeit benötigt wurde. Eine Geschenkschleife um einen Rasenmäher zu binden hilft da auch nicht. Übrigens gab es früher sogar eine detaillierte Liste von erlaubten Artikeln – heute gilt sie zwar nicht mehr, viele Behörden orientieren sich aber grundsätzlich noch daran.

In unserem Gartencenter haben wir viele Gedanken darauf verwendet, wie und wann wir sonntags öffnen. Denn auch uns geht es sowohl um einen guten Service als auch um den Schutz unserer Beschäftigten. Die Hälfte des Jahres, in der weniger Andrang herrscht – vor allem im Winter und in den Sommerferien – haben wir sonntags geschlossen. In der Haupt-Pflanzzeit – nämlich im Frühjahr und im Herbst – öffnen wir von 11 bis 16 Uhr. Auch das Café ist dann auf: für die Gastronomie gelten ohnehin großzügigere Regelungen.

Kundschaft beglücken, Personal schonen – ein fairer Weg für alle

Die Sonntagsöffnung soll möglichst schonend für unser Personal gestaltet werden. Es gibt etwa 30 Ruhetage im Jahr, an denen Dinger’s geöffnet hat – neben Sonntagen sind dies bestimmte Feiertage wie Allerheiligen, wo viele Gräber Blumenschmuck erhalten. Die Café-Besatzung teilt sich so ein, dass pro Person und Jahr jeder zweite geöffnete Sonn- und Feiertag frei ist. Die Geschäftsführung ist mindestens 15 Tage im Einsatz. Bei den Beschäftigten im Verkauf haben wir die Zeiten so aufteilen können, dass die meisten nicht mehr als 6 Tage im Jahr an Ruhetagen arbeiten.

Insgesamt kommt diese Regelung gut an: sowohl bei den Beschäftigten als auch bei der Kundschaft. Und wenn Sie sich schon auf den nächsten Einkauf am Ruhetag freuen: Der fällt traditionell auf den 3. Oktober, den Tag der Deutschen Einheit. Dann ist auch wieder sonntags auf. 

Diesen Beitrag teilen:

Das könnte Sie auch interessieren

Keine Kommentare

Was sagen Sie dazu?