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Experiment Erde: Die Vergleichs-Studie bei Dinger’s

30. Oktober 2024

Erde ist bei der Aufzucht von Pflanzen häufig die große Unbekannte. Nimmt man Kübelpflanzerde oder Blumenerde? Soll die Erde torfhaltig sein oder nicht? Welche Pflanzen reagieren auf welche Art auf das Substrat, in dem sie gezüchtet werden? Schon seit Längerem hatte das Baumschulen-Team eine eigene Untersuchung geplant – und dieses Jahr zwischen April und Juli mit verschiedenen Pflanzen und Erden erstmals durchgeführt. Im Fokus stand dabei der Torfgehalt der Erde.

Das Experiment wurde nach festen Kriterien angelegt, um die Varianten unter sonst gleichen Kriterien zu beobachten. Alle Pflanzen wurden zweimal die Woche gegossen, dann gemessen, die Töpfe gewogen, der Wuchs fotografisch festgehalten und die Werte dokumentiert und ausgewertet. Zwar herrschten in der Baumschule keine reinen Laborbedingungen, Erkenntnisse wurden aber trotzdem gewonnen. Teilweise waren sie überraschend.

Sechsmal wurden zwei exakt gleich große Pflanzen ausgewählt: Sommerflieder, Sonnenblumen, Bodendecker-Hartriegel, Hibiskus, Hortensien und Lavendel. Sie bekamen adäquates Substrat und wurden in jeweils geeigneten Topfgrößen gezogen. Die Wassergaben waren genau dosiert und die Standorte gleich, so dass die Auswertungen der Bodenqualität möglichst frei von störenden Nebenbedingungen waren. Torffreie Erde kam vor allem von der Firma Neudorff zum Einsatz, die torfhaltigen Produkte von den Anbietern Patzer und Fuchs. 

Der Torfgehalt hat nicht auf alle Pflanzen einen Effekt

Erstes Ergebnis: Manche Pflanzen gediehen in jeder Erde gleich gut. Zum Beispiel wuchs die Sonnenblume in den vier Monaten gleichmäßig von 13 Zentimetern auf 1,30 Meter heran. Hier hatte sich das Team für Anzuchterde entschieden – die torffreie Version war eine Neuentwicklung namens „Terra preta“. Ein ähnliches Ergebnis war beim bodendeckenden Hartriegel festzustellen, der in Blumenerde herangezogen wurde.

Zweites Ergebnis: Vor allem bei gehölzbildenden Pflanzen waren die Unterschiede zwischen torfhaltiger und torffreier Erde signifikant. Der Hibiskus entwickelte in torffreier Erde deutlich schneller ein schönes Blattwerk. Der Lavendelkübel, der mit mediterraner Erde gefüllt war, nahm nach jedem Gießen etwa einen Liter Wasser auf. Allerdings war die Pflanze in torffreier Erde am Ende der Versuchszeit 50 Zentimeter hoch, ihre Kollegin in torfhaltiger Erde nur 40 Zentimeter.

Auffälligster Unterschied ist die Wasseraufnahme

Der Hauptunterschied zwischen torfhaltiger und torffreier Erde ist das Verhalten nach dem Gießen. Während vor allem torfhaltige Pflanzerde sehr viel Wasser aufnehmen kann, wird bei torffreier Erde mehr Wasser und dazu einiges an Feststoffen mit dem Gießen ausgeschwemmt – das auslaufende Gießwasser war in den meisten Fällen nicht nur reichlicher, sondern auch deutlich befrachteter. 

Beobachtet wurde aber auch, dass die Aufnahmefähigkeit von Torf nachlässt. Mit der Zeit verklumpte das Substrat und löste sich teilweise von den Kübelrändern. Entsprechend stieg mit der Zeit auch die Menge an austretendem Wasser. Dieser Effekt war am deutlichsten beim Sommerflieder zu bemerken, für den Pflanzerde gewählt wurde. Dafür hielt aber die torfhaltige Erde die Nährstoffe durchgängig besser.

Für höhere Pflanzen gilt: torffrei mit Düngerzugabe bringt beste Ergebnisse

Also wechselte das Team einen weiteren Parameter und entschied sich dafür, der torffreien Erde Dünger zuzugeben. Dieser Effekt wird wahrscheinlich darüber entschieden haben, dass die komplexeren Pflanzen am Ende der Versuchszeit durchgängig bessere Ergebnisse geliefert haben. 

Ein vorläufiges Fazit kann also durchaus gezogen werden: Krautige Pflanzen gedeihen unabhängig vom Torfgehalt der Erde. Bei verholzenden, höher wachsenden Pflanzen ist es dagegen grundsätzlich sinnvoll torffreie Erde zu wählen; man sollte in diesem Fall jedoch auf häufigere Düngung achten. 

Torf ist aber deshalb nicht grundsätzlich abzulehnen: Gerade wenn die Abstände zwischen den Wassergaben etwas länger werden und das Substrat noch recht frisch ist, halten die Pflanzen bei Trockenheit deutlich länger durch. Und wer gerne saubere Unterschalen hat oder die Terrassenplatten nicht unnötig verunreinigen will, greift möglicherweise ebenfalls gerne zu torfhaltigen Produkten – sollte dann aber darauf achten, die Topferde bei Bedarf zu erneuern.

Die Hersteller sind an den Ergebnissen interessiert

Den Anspruch auf ein wissenschaftliches Experiment erheben wir natürlich nicht. Ein Gartencenter ist kein Labor: Die Foto-Dokumentation wurde bisweilen durch den Lichteinfall gestört und im Hochsommer funktionierte auch die Waage nicht mehr richtig, so dass der Versuch beendet wurde. Auch die Wassergaben kamen im Einzelfall durcheinander – ließen die Pflanzen die Blätter hängen, griff in ein oder zwei Fällen ein barmherziger Mitarbeiter zur Gießkanne, unwissend, dass hier ein Versuch stattfand.

Trotzdem haben die Hersteller Interesse an den Ergebnissen bekundet. Die Firma Neudorff bekommt in Kürze die tabellarischen und graphischen Auswertungen zur Verfügung gestellt. Es kann schließlich nie schaden, wenn Experten über das Tagesgeschäft hinaus denken und den Dingen einmal systematisch auf den Grund gehen. Noch ein bemerkenswerter Fakt zum Schluss: Hauptverantwortlicher für die Überwachung des Versuchs war einer unserer Azubis. Expertentum ist also keine Frage des Alters.

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