Zart und schlank wächst sie aus dem Boden, ertastet behutsam die unteren Sprossen der Rankhilfe und arbeitet sich geduldig nach oben. Anfangs fällt sie noch nicht auf, aber wenn sie einen schönen Platz erwischt hat, dann dauert es nicht lange, bis sich ein beeindruckender Blütenteppich zeigt. Fast alle denkbaren Farben bietet die elegante Clematis auf, die man in Deutschland auch oft Waldrebe nennt. Denn ihr natürliches Habitat sind Waldränder; sie liebt feuchte Kühle an der Wurzel und Sonnenschein an den Blüten. Ab Juni ist die Zeit, zu der sie ihre Knospen entfaltet – und mancherorts taucht sie ganze Gärten in farbige Pracht.
Die Clematis hat einfach alles, was eine Rankpflanze angenehm macht: Sie blüht auffällig und dekorativ, ist pflegeleicht, ungiftig und kann mühelos im Zaum gehalten werden. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass es eine unglaubliche Zahl an verschiedenen Züchtungen gibt. Bei uns stehen sie im Wassergarten in zwei dicht besetzten Reihen – und obwohl das schon eine große Auswahl ist, bildet sie nur einen kleinen Teil der vielen Hundert Sorten ab, die Gärtnereien sich haben einfallen lassen. Noch ein Vorteil der Clematis: Sie ist immer verfügbar. Wenn einmal eine Sorte nicht lieferbar ist, können wir den Bestand leicht mit anderen auffüllen, die genauso schön sind.
Hybride und Naturbelassene Clematis haben ihre eigenen Vorteile
Aber welche davon passt am besten zu Ihnen? Eine kleine Orientierungshilfe können wir Ihnen geben. Wir Gärtner unterscheiden nämlich zwei große Gruppen:
- Die großblumigen Hybriden mit einer Wuchshöhe von maximal drei Metern blühen über Monate durch, sind in einer enormen Farbenvielfalt erhältlich und erreichen Blütengrößen von 10 oder sogar 12 Zentimetern Durchmesser. Sie sind auf den optischen Effekt gezüchtet und daher in nahezu jeder Umgebung sehr präsent. Sehr schön sind zum Beispiel die blaue „Polish Spirit“ oder die purpurne „Madame Julia Correron“.
- Die Wildformen und die ihnen ähnlichen Sorten blühen üppiger und reicher, dafür aber nur in ihrer Saison, nämlich dem späteren Frühjahr. Insgesamt sind sie kräftiger und robuster – und werden, wenn man sie wachsen lässt, sechs bis acht Meter hoch. Die Blüten bleiben kleiner und bewegen sich farblich im Spektrum rot – violett – blau; es gibt aber mit der „Tangutica“ auch eine gelbe Sorte. Im Unterschied zu den Hybriden bieten sie auch Nektar.
Meist bestimmt der Garten die Auswahl mit. Ist genügend Platz vorhanden, dann macht sich mindestens eine der naturbelassenen Sorten ausnehmend gut. Zum Beispiel ist die „Montana Rubens“ dafür bekannt, im ausgewachsenen Zustand tausende Blüten auf einmal zu präsentieren. Sehr wirkungsvoll ist auch die nickende Blüte der „Alpina“. Dagegen eignen sich die großblütigen Züchtungen sehr gut für überschaubarere Umgebungen – und für Kombinationen. Besonders gut macht sich die Clematis zusammen mit Rosen, die ihre Hauptblütezeit ebenfalls im Juni beginnen. Die Blüten machen sich keine Konkurrenz, sondern ergänzen sich im Gegenteil sehr gut.
Die Blühkraft einer Clematis lässt sich mit einfachen Mitteln fördern
Aufzucht und Pflege einer Clematis sind denkbar einfach. Der Fuß sollte kühl und schattig stehen, zum Beispiel in einem bereits mit Stauden bestandenen Beet. Auch großzügiges Mulchen hält den Boden temperiert und feucht. Für eine gute Blüte ist ein sonniger Standort förderlich. Damit ist der Waldrebe ein Biotop beschert, wie sie es liebt. Noch besser blüht die Pflanze, wenn sie gelegentlich kalibetonten Dünger erhält, so wie es auch Obstbäume erhalten. Die Hybriden sollte man im zeitigen Frühjahr auf Knie- oder Hüfthöhe zurückschneiden, damit sie im Sichtbereich nicht zu hoch verholzen und die Blüten aus dem Blickfeld geraten.
Das einzige, was die Clematis sonst noch benötigt, ist ein Rankgerüst. Sie ist der einzige Blattstielranker unter den Zierpflanzen und braucht dünne Stäbe um Halt zu finden, maximal so dick wie ein kleiner Finger sollten sie sein. Und weil sie zu Beginn sehr zart ist, schmeckt sie leider auch Kaninchen, von denen Kölner Gärten vor allem in Parknähe immer wieder besucht werden. Hier hilft Kaninchendraht, der etwa einen halben Meter hoch um den Trieb positioniert wird. Eine ausgewachsene Waldrebe braucht kaum noch Aufmerksamkeit – sie blüht einfach, wenn die Zeit gekommen ist.
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