Zweiter Teil unseres Herbstspaziergangs
Haben Sie den Rundgang durch das Herbstlaub genossen? Der Herbst hat noch viel mehr zu bieten: Späte und verfrühte Blüten und pralle Früchte, die manchmal bis weit in den Winter an Bäumen und Sträuchern hängen bleiben. Denn Herbst ist mehr als Blattwerk. Er ist seit Urzeiten die Jahreszeit der Ernte und des Überflusses, der Dankbarkeit und der Feiern.
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren lass die Winde los.
Natürlich geben auch Früchte selbst kräftige Farbtupfer ab – man kennt das von Äpfeln, die sogar länger am Baum bleiben können als das Laub. Vor allem aber sind es Beeren, die nun für lange Zeit im welk werdenden Laub leuchten und selbst an kahlen Zweigen hängenbleiben. Fast alle von ihnen sind wichtig als winterliche Nahrungsquelle für Vögel, einige Beeren wie die des Sanddorns (leuchtend orange) oder der Schlehe (dunkelblau) können auch für Liköre oder Konfitüren verwendet werden. Viele Rosenarten bilden nun Hagebutten aus, die für Getränke, Tees und als Süßungsmittel Tradition haben.
Interessant sind aus ästhetischer Sicht auch die Vogelbeere (dunkelrot), die Früchte des Feuerdorn (orangerot), Rot- und Weißdorn (rot), Efeu (schwarz), des Symphoricarpus, auch bekannt als Knallerbse (weiß), der Zierquitte (gelb) und vieler anderer. Beliebt sind in unseren Breiten zum Beispiel die Kornelkirsche, der Zierapfel und der Ilex, der auch zu Weihnachten eine wichtige Rolle als Raumschmuck spielt. Die Rebhuhnbeere ist übrigens ein schöner Bodendecker mit roten Früchten. Angesichts der prallen Pracht an fast sommerlich warmen Oktobernachmittagen fällt es uns schwer zu glauben, dass wir am Ende der Saison stehen.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wenn die Blätter fallen, erscheinen je nach Wetterlage bereits wieder die ersten Blüten. Der Mittelmeer Schneeball beginnt schon dekorative Knospen auszubilden, bald öffnen sich die weißen Blüten. Auch der Schneeball beginnt je nach Art und Witterung im November zu blühen, einige Zierobstgehölze ebenso – allen voran der Prunus autumnalis rosea mit seinen hübschen rosafarbenen Blüten.
Andere Pflanzen faszinieren durch Blütenstände, die vom Sommer erhalten sind und im Herbst nicht abfallen. Die Rispenhortensie etwa, die zunächst grünlich, dann strahlend weiß blüht, verfärbt sich später zu rosa und vertrocknet dann am Trieb. Im Herbst ergibt dies traumhafte Kombinationen mit Tau oder Reif. Dasselbe gilt für Gräser. Schneiden Sie Ihre Gräser noch nicht jetzt zurück, selbst wenn sie gelb oder braun werden – zu schön sind die Effekte von Raureif auf den schmalen Blättern. Ein Rückschnitt ist erst zur Forsythienblüte angezeigt.
Vergessen wollen wir auch nicht die Kletterpflanzen. Der wilde Wein, der sich schon seit September blutrot einzufärben beginnt, rankt an Häuserwänden, Masten, Zäunen und Bäumen empor. Erst jetzt fällt er uns richtig auf. Wenn er seine Blätter verloren hat, kommt die Zeit des Winterjasmins, der ab Dezember kleine gelbe Blüten entwickelt und im März oft die erste Bienenweide ist. Herrliches Herbstlaub haben auch viele Clematis-Arten, etwa die Anemonenwaldrebe.
Hat Ihnen der Spaziergang gefallen? Vielleicht haben Sie Lust bekommen, einmal hinauszugehen und in der immer noch so warmen Herbstsonne die Farben zu bestaunen? Dann kommen Sie gerne einmal bei uns vorbei – nahezu alle Gewächse, die hier beschrieben sind, können Sie bei uns bekommen. Und noch viel mehr, denn noch ist optimale Pflanzzeit! Eine schöne Gelegenheit für letzte Projekte, bevor der Winter kommt.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
(Alle Gedichtzeilen aus: Rainer Maria Rilke, Herbsttag)
Keine Kommentare