Kennen Sie dieses Handyspiel, wo niedliche kleine Insekten eklig glotzende schwarze Nacktschnecken zum Explodieren bringen? Eine Genugtuung für jeden Gartenfan, aber leider nur virtuell. Denn im richtigen Leben haben sich die schleimigen Plagegeister gerade wieder von der jahrelangen Dürre erholt und lauern schon auf fette Beute in den Gemüsebeeten. Das feuchte Frühjahr hat schon manchem Garten ungebetenen Besuch beschert und einige Hobbygärtner entdecken in der Erde frische Nester mit kriechendem Nachwuchs. Weil 2021 ein schlimmes Schneckenjahr werden könnte, ist es Zeit für ein Update im Krieg gegen die Schädlinge.
Es gibt wohl kaum ein Tier, das man so intensiv hassen kann wie die Nacktschnecken: Ganze Beete können sie in nur einer Nacht kahl fressen. Zu ihrer Ehrenrettung sei aber gesagt, dass längst nicht jede Nacktschnecke ein Schädling ist. Denn die Nacktheit selbst ist nur eine Anpassung an ihre Lebensweise: Sie brauchen kein Haus, denn sie bewohnen die oberste Erdschicht, wo sie Jagd auf Regenwürmer machen oder ganz unauffällig Pflanzenreste kauen. Manche aber, allen voran die Spanische Wegschnecke, können zur Plage werden. Und dann ist die Geduld meist schnell erschöpft. Denn diese sind zähe Überlebenskünstler, große Blattfresser und sehr fruchtbar, daher tendieren sie auch dazu, in Massen aufzutauchen.
Bierfallen ziehen Nacktschnecken oft erst an
Die Katastrophe kündigt sich nur langsam an; meist legen Spanische Wegschnecken mehrere Hundert Eier im Spätherbst oder frühen Winter ab. Im Verlauf des Winters schlüpfen die Jungtiere in – meist unterirdischen und so frostgeschützten – Nestern. Im Frühjahr wachsen sie dann je nach Nahrungsangebot schnell heran. Je dichter die Population, desto wahlloser ist der Speisezettel der Schnecken, die zuerst auf Zierblumen, Kürbisse und Melonen, später auf fast jede Kulturpflanze gehen. Das ist der Grund, warum im Frühsommer eine Schneckenplage blitzartig auftreten kann.
Es gibt einige Methoden, Nacktschnecken zu bekämpfen. Manche Gärtner arbeiten mit Lockmitteln, andere attackieren die Schnecken direkt, wieder andere setzen auf Abschreckung.
Das populärste Lockmittel ist wohl Bier. Die wirksamste Falle ist ein halbvoll mit Bier gefüllter und ebenerdig eingegrabener Becher. Der Erfolg ist garantiert: Schnecken gehen derart zuverlässig auf Bier, dass aufgestellte Fallen am nächsten Morgen häufig voll mit ihnen sind. Allerdings hat diese Art von Bekämpfung zwei Tücken: Erstens sterben in den Fallen auch viele Nützlinge. Und zweitens wirkt Bier so gut, dass auch Schädlinge aus den Nachbargärten angelockt werden, die sonst gar nicht gekommen wären. Und auf ihrer Kneipentour fressen sie durchaus links und rechts am Gemüse, vielleicht sondern sie bei der Gelegenheit gleich noch ein Gelege ab.
Gift tötet auch Nützlinge
Das effektivste Lockmittel ist Schneckenkorn. Das sind Köder, die an den Stellen ausgelegt werden, wo Schnecken zuschlagen. Sie wirken unmittelbar oder innerhalb von Tagen giftig auf den Organismus der Schnecke. Schneckenkorn kann auf Metaldehyd-Basis hergestellt werden – die Schnecke schleimt davon schnell komplett aus und stirbt. Oder es enthält das in der Natur vorkommende Eisen-III-Phosphat, das auch im Öko-Landbau eingesetzt werden darf und unschädlich für Fressfeinde der Nacktschnecke ist. Dieses wirkt langsamer, die Schnecke verendet meist in ihrem Versteck. Leider wirkt Schneckenkorn auf alle Schnecken, auch auf die nützlichen, und sollte daher nur bei massivem Befall eingesetzt werden.
Die ökologischste Variante ist die Förderung von Feinden. Denn die schädlichen Nacktschnecken werden von bestimmten Käfern, von Enten, manchmal von Igeln, vor allem aber von anderen Nacktschnecken angegriffen. Allen voran der Tigerschnegel, eine Nacktschnecke mit Tigermuster, macht gerne Jagd auf die Spanische Wegschnecke und andere Schädlinge. Andere Schneckenarten, auch Gehäuseschnecken, fressen gerne deren Gelege. Damit sich der Tigerschnegel wohlfühlt, sollte man ihm ein Hotel aus morschem Holz, Steinen und Hohlziegeln bauen und ihn gegebenenfalls mit Kartoffeln, Möhren oder Pilzen anfüttern. Diese Strategie verträgt selbstverständlich keinen Einsatz von Giften und Fallen – und sie entfaltet ihre Wirkung erst über Jahre.
Barrieren wirken auf natürliche Weise, Fressfeinde auch
Wirksam und verträglich zugleich ist der Schutz der Beete mit mechanischen Barrieren. Schneckenzäune sind aus Metall oder Kunststoff erhältlich und durch ihre speziell gebogene Kante für Nacktschnecken kaum überwindbar. Sie eignen sich für erhöhte Beete, besonders für Hochbeete, in denen das zarte Gemüse gut gedeiht. Bei ebenerdigen Beeten muss ein Schutzstreifen freigehalten werden und es darf nicht zur Anhäufung von Erde kommen, über die die Schnecken doch hineingelangen können. Hinzu kommt, dass Schneckenzäune nicht immer ganz billig sind. Insgesamt sind sie allerdings ein wirklich zuverlässiger und zugleich sanfter Schutz, der kein Tier tötet.
Einzelne Kübel und Töpfe, Blumenkästen, Hoch- und Anzuchtbeete lassen sich mit kupferbeschichteten Klebestreifen sichern. Allerdings sollte das Kupfer schon ein wenig oxidieren, denn nur die Kupfer-Ionen sind für die Tiere giftig. Zu verlässlichem Schutz kommt man auch mit Streifen aus Schafsfell, die man an die Beetränder tackert. Freie Beete kann man, vor allem bei trockenem Wetter, auch gut mit ausgestreuten Wällen schützen: spezieller Schneckensand wirkt gut, aber auch Sägespäne, zerdrückte Eierschalen und alles andere, was den Schleim aufsaugt oder die Basis der Schnecke angreift. Einzig mit Salz sollte man sehr vorsichtig sein. Es wirkt zwar garantiert tödlich gegen Schnecken, ist aber sehr schädlich für den Boden und nur schwer abbaubar.
Und wer ein faustdickes Problem schnell und unkonventionell lösen will, der kann sich sogar eine Ente mieten. Chinesische Laufenten lieben Nacktschnecken, selbst die zähesten, ätzendsten und schleimigsten – und in vielen Nachbarschaften verleihen Gartenfreunde eine Ente wochenweise gegen Gebühr. Man sollte natürlich zusehen, dass es der Ente gut geht und sich auch über ihre Hinterlassenschaften auf dem Rasen nicht zu sehr ärgern. Der Plage wird man jedenfalls Herr: diese Enten fressen so ziemlich jede Nacktschnecke, die sich über ihren Weg wagt.
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